Das verlängerte Wochenende um den Tag der
Deutschten Einheit herum war wettermäßig äußerst mau.
Ausgerechnet am Freitag, den 13. Oktober begann der diesjährige Goldene Oktober
und so hieß es ein letztes Mal in diesem Jahr: Nix wie raus und weg! Für eine
Herbsttour bietet sich die Schwäbische Alb fast zwingend an, da die dortige
Laubbewaldung in sämtlichen Herbstfarben strahlt.
Auch diesmal fand sich eine Strecke, die teilweise neu war. Mit dem Zug ging es
zunächst nach Sigmaringen und von dort hinein ins wunderschöne obere Donautal.
Nach einigen Kilometern verließ ich das Tal Richtung Meßkirch, um den dortigen
Campus Galli zu besichtigen, bevor es dann wieder hinunter ins Tal ging, um
dieses in Fridingen zu verlassen, hinauf im schönen Bäratal und an der Albkante
runter nach Haigerloch, schließlich zum Neckar und nach Rottenburg.
Die Vorplanung der Strecke
habe ich wie immer Hilfe des Tourenplaners von
Komoot gemacht.
Der gesamte
Streckenverlauf Sigmaringen - Haigerloch - Rottenburg kann durch
entsprechendes Anklicken angesehen werden.
Die Gesamtlänge der Tour betrug 134 km.
Die Klammerangaben sind Höhenmeter.
1. Tag:
Anreise nach Sigmaringen und Fahrt zum Campus Galli weiter nach Nusplingen 71 km
Zunächst ging es mit dem
Zug von Göppingen nach Sigmaringen und das doch tatsächlich ohne Verspätungen!
Die Hohenzollernstadt Sigmaringen
(577) ist ein ansehnliches Städtchen mit einem sehenswerten Hohenzollernschloss (schwäbische
Linie). Nun fährt man immer flussaufwärts auf dem Donauradweg bis nach
Gutenstein. Dort geht es dann raus aus dem schönen Flusstal durch eines der
in der Schwäbischen Alb häufig vorkommmenden Trockentäler hinauf auf die
Hochfläche Richtung Meßkirch. Kurz vor Rohrdorf (635) liegt dann der
Campus Galli. Dort
wollen
Handwerker und Ehrenamtliche mit den handwerklichen und technischen
Mitteln des 9. Jahrhunderts ein Kloster auf Grundlage des St.Galler
Klosterplans erschaffen.
Hohenzollernschloss Sigmaringen
Ich sage deshalb "wollen", weil man momentan
noch nicht einmal die eine oder anderer Grundmauer sieht. Das Einzige, was
bisher steht, ist eine Holzkirche. Ansonsten wandert man auf einem Rundweg
durch einen Wald und kann ca. 10 verschiedenen Handwerken, wie einem
Schmied, einem Töpfer, Schreiner oder Seiler oder Steinmetz bei der mühseligen
Arbeit zusehen. Man versucht dabei, soweit dies die Quellenlage hergibt, mit
möglichst originalgetreuen Nachbauten von Handwerkzeug zu arbeiten. So betreibt
der Drechsler seine Arbeit auf einer
Drechselmaschine
(anklicken!),
die in etwa dem Prinzip der Tretnähmaschine unserer Großmütter ähnelt.
Man hat aber den Eindruck, dass das Ganze doch etwas amateurmäßig
aufgezogen ist. Hier hätte man wohl etwas mehr Geld in die Hand nehmen müssen.
Weiter ging es nach Leibertingen (806). Dort habe ich mir im Gasthaus
Adler ein ausgezeichnetes Wildragout mit Spätzle und Pilzen munden lassen.
Ein lustiges Laufentenpärchen sah uns Gästen interessiert beim Essen zu.
Ganz in der Nähe liegt übrigens die hoch über dem Donautal gelegene
Burg Wildenstein, die heute als Jugendherberge genutzt wird.
Wenn ich nun gedacht hatte, von nun an müsse es runter zum Donautal nach Beuron
nur bergab gehen, so hatte ich mich getäuscht. Auf dem Weg zur Talkante ging es
doch tatsächlich weiter rauf auf 870 hm, bevor dann die rasante Abfahrt hinunter
zum Kloster Beuron (625) an der Donau folgte.
Im Kloster sah ich mir die dortige Kirche an, bevor es dann auf dem
Donauradweg donauaufwärts durch den
Donau-durchbruch
der Schwäbischen Alb ging. Dieses Teilstück kann man immer wieder mal fahren. Es
ist landschaftlich einfach fantastisch.
Links und rechts die weißen Albfelsen, dazu der bunte Herbstwald und darüber der
blaue Himmel. Was will man mehr?
Fridingen ist vor
allem deshalb bekannt, weil in der Nähe eine der drei Donauversickerungsstellen
ist. Die Donau verliert aufgrund des karstigen Untergrunds viel Wasser, welches
in der Aachquelle 14 km entfernt vom Bodensee wieder zutage tritt. Auf
diese Weise wird aus Donauwasser schlussendlich Rheinwasser.
In Fridingen bog ich in das kleine aber feine Tal der Bära ab und kam
nach rund 15 km in der Abenddämmerung in Nusplingen (723) an. Dort fand
ich im Gasthof Stern für € 55,00 ein ausgezeichnetes Zimmer mit
Frühstück.
Man muss froh sein, wenn sich in solch abgelegenen Gegenden noch einen
Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit findet.
So selbstverständlich ist das heute
nicht mehr und mit dem Fahrrad fährt man abends nicht so schnell einfach mal 30, 40
km weiter, wenn sich nichts auftut.
Kloster Beuron
2.
Tag: Nusplingen - Haigerloch - Rottenburg 63 km
Nach einem reichlichen und schmackhaften Frühstück mit gemütlichem Zeitungslesen
(Ein Frühstück ohne Zeitung ist mög-lich, aber sinnlos!) schwang ich mich gegen 10 Uhr auf´s Rad. Die ersten Kilometer hing ich
noch etwas Nebel im Tal, doch dann brach die Sonne durch. In Tieringen
(802) ging es stramm den Berg hoch auf 893 hm. Danach gab es runter von der
Albkante durch schönsten, herbstlichen Wald eine rasante Abfahrt ins Tal nach
Laufen (630) an der Eyach.
In Balingen (517) machte ich einen kurzen Fotostop und konnte wieder in
sommerliche Radlerkleidung wechseln.
Da ich meine Routenplanung möglichst dicht an den Fluss gelegt hatte, kam wieder
mal, was kommen musste:
So ca. fünf Kilometer nach Balingen ging es rein in den
Wald und dann kam ein Waldweg und dann kam wieder mal fast nix. Egal, ich habe
halt dann ein kurzes Stück das Fahrrad geschoben. So wild war es nicht und dafür
gab es
viel Natur!
Weiter ging es bei
schönstem Sonnenschein durch das
Tal der Eyach nach Haigerloch (492). Der Fluss
hat sich dort ein enges und tiefes Tal durch den Muschelkalk gegraben und das
Örtchen besteht aus zwei, eigentlich sogar drei Teilen.
Der Unterstadt, dem
darüber gelegenen Schloss und der Oberstadt. Dank "E" ging es locker hoch in die
Oberstadt.
Nach einem ausgiebigem Blick auf Schloss und Unterstadt ging´s dann wieder
runter zum Fuße des Schlossbergs.
Balingen Zollernschloss
Das eigentlich eingeplante Mittagessen fiel aus, denn ein dortiges Hotel hatte
nur Café und Kuchen und zu den Lokalen
in die Oberstadt wollte ich nun nicht wieder raufradeln. Dafür gibt es
am und im Fuße des Schlossbergs noch ein historisch-touristisches
Schmankerl, nämlich den Atomkeller. Im Zweiten Weltkrieg hatte man die
Forschungen zum ersten deutschen Atomreaktor am Kaiser Willhem Institut
vom bombengefährdeten Berlin 1944 kurzerhand in einen ehe-maligen Bierkeller im
Fuße des Schlossbergs verlegt. Erste Reaktorver-suche wurden im Februar 1945
durchgeführt. Viel weiter kam man nicht, denn kurz darauf war der Krieg und
damit auch das Dritte Reich zu Ende.
Die Franzosen, in deren Einmarsch- und
Besatzungsgebiet Haigerloch fiel, hatten übrigens nichts mitbekommen. Die
Amerikaner, die schon vor dem Einmarsch in Deutschland wissenschaftliche
Such-teams für deutsche Technologie gebildet hatten, schon.
Haigerloch mit Schloss
Versuchsreaktor
Sie besetzen
Haigerloch einen Tag nach Ankunft der Franzosen, fanden die Anlage und
demontierten bzw. zerstörten sie. Im Keller ist die Reaktoranordnung nachgebaut
und an vielen Schautafeln kann man sich informieren.
Nach soviel Zeitgeschichte ging es weiter durch das Eyachtal auf der Suche
nach einem Lokal für´s Mittagessen. Das stellte sich als gar nicht so
einfach heraus und schließ-lich landete ich in Mühringen in der dortigen
Festhalle bei einem Fest der Narrenzunft und aß deftige Hausmannskost, nämlich
gebrühte Bratwurst mit Sauerkraut und Brot.
Danach ging es weiter bis zur Einmündung der Eyach in den Neckar bei Eyach
(395).Nach dem Passieren von Schloss Weitenburg war es nur noch ein kurzes
Stück bis nach Rottenburg am Neckar (349). Von früheren Radtouren kannte
ich ein ausgezeichnetes italienisches Eislokal am Marktplatz. Dort gab es noch
einen großen Früchteeisbecher (man gönnt sich ja sonst nix!) und dann ging es
zum Bahnhof und von dort über Tübingen und Plochingen nach Hause nach Göppingen.
So liebe
Radlerfreunde, das war mein Bericht über meine kleine Herbstabschlusstour .
Wer mir
etwas zu dieser Seite schreiben will, kann gerne eine
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