Fahrradtour Sigmaringen - Haigerloch - Rottenburg 2017


Das verlängerte Wochenende um den Tag der Deutschten Einheit herum war wettermäßig äußerst mau. Ausgerechnet am Freitag, den 13. Oktober begann der diesjährige Goldene Oktober und so hieß es ein letztes Mal in diesem Jahr: Nix wie raus und weg! Für eine Herbsttour bietet sich die Schwäbische Alb fast zwingend an, da die dortige Laubbewaldung in sämtlichen Herbstfarben strahlt.

Auch diesmal fand sich eine Strecke, die teilweise neu war. Mit dem Zug ging es zunächst nach Sigmaringen und von dort hinein ins wunderschöne obere Donautal.
Nach einigen Kilometern verließ ich das Tal Richtung Meßkirch, um den dortigen Campus Galli zu besichtigen, bevor es dann wieder hinunter ins Tal ging, um dieses in Fridingen zu verlassen, hinauf im schönen Bäratal und an der Albkante runter nach Haigerloch, schließlich zum Neckar und nach Rottenburg.

Die Vorplanung der Strecke habe ich wie immer Hilfe des Tourenplaners von Komoot gemacht.
Der gesamte Streckenverlauf Sigmaringen - Haigerloch - Rottenburg kann durch entsprechendes Anklicken angesehen werden.
Die Gesamtlänge der Tour betrug 134 km. Die Klammerangaben sind Höhenmeter. 

 

1. Tag: Anreise nach Sigmaringen und Fahrt zum Campus Galli weiter nach Nusplingen 71 km   

Zunächst ging es mit dem Zug von Göppingen nach Sigmaringen und das doch tatsächlich ohne Verspätungen!
Die
Hohenzollernstadt Sigmaringen (577) ist ein ansehnliches Städtchen mit einem sehenswerten Hohenzollernschloss (schwäbische Linie). Nun fährt man immer flussaufwärts auf dem Donauradweg bis nach Gutenstein. Dort geht es dann raus aus dem schönen Flusstal durch eines der in der Schwäbischen Alb häufig vorkommmenden Trockentäler hinauf auf die Hochfläche Richtung Meßkirch. Kurz vor Rohrdorf (635) liegt dann der Campus Galli. Dort wollen Handwerker und Ehrenamtliche mit den handwerklichen und technischen Mitteln des 9. Jahrhunderts ein Kloster auf Grundlage des St.Galler Klosterplans erschaffen.
                                                                                                                                                                                
                                 Hohenzollernschloss Sigmaringen

I
ch sage deshalb "wollen", weil man momentan noch nicht einmal die eine oder anderer Grundmauer sieht. Das Einzige, was bisher steht, ist eine Holzkirche. Ansonsten wandert man auf einem Rundweg durch einen Wald und kann ca. 10 verschiedenen Handwerken, wie einem Schmied, einem Töpfer, Schreiner oder Seiler oder Steinmetz bei der mühseligen Arbeit zusehen. Man versucht dabei, soweit dies die Quellenlage hergibt, mit möglichst originalgetreuen Nachbauten von Handwerkzeug zu arbeiten. So betreibt der Drechsler seine Arbeit auf einer Drechselmaschine (anklicken!), die in etwa dem Prinzip der Tretnähmaschine unserer Großmütter ähnelt. Man hat aber den Eindruck, dass das Ganze doch etwas amateurmäßig aufgezogen ist. Hier hätte man wohl etwas mehr Geld in die Hand nehmen müssen.

Weiter ging es nach Leibertingen (806). Dort habe ich mir im Gasthaus Adler ein ausgezeichnetes Wildragout mit Spätzle und Pilzen munden lassen. Ein lustiges Laufentenpärchen sah uns Gästen interessiert beim Essen zu.

Ganz in der Nähe liegt übrigens die hoch über dem Donautal gelegene Burg Wildenstein, die heute als Jugendherberge genutzt wird.

Wenn ich nun gedacht hatte, von nun an müsse es runter zum Donautal nach Beuron nur bergab gehen, so hatte ich mich getäuscht. Auf dem Weg zur Talkante ging es doch tatsächlich weiter rauf auf 870 hm, bevor dann die rasante Abfahrt hinunter zum Kloster Beuron (625) an der Donau folgte.

Im Kloster sah ich mir die dortige Kirche an, bevor es dann auf dem Donauradweg donauaufwärts durch den
Donau-durchbruch der Schwäbischen Alb ging. Dieses Teilstück kann man immer wieder mal fahren. Es ist landschaftlich einfach fantastisch.
Links und rechts die weißen Albfelsen, dazu der bunte Herbstwald und darüber der blaue Himmel. Was will man mehr?

Fridingen ist vor allem deshalb bekannt, weil in der Nähe eine der drei Donauversickerungsstellen ist. Die Donau verliert aufgrund des karstigen Untergrunds viel Wasser, welches in der Aachquelle 14 km entfernt vom Bodensee wieder zutage tritt. Auf diese Weise wird aus Donauwasser schlussendlich Rheinwasser.

In Fridingen bog ich in das kleine aber feine Tal der Bära ab und kam nach rund 15 km in der Abenddämmerung in Nusplingen (723) an. Dort fand ich im Gasthof Stern  für € 55,00 ein ausgezeichnetes Zimmer mit Frühstück.
Man muss froh sein, wenn sich in solch abgelegenen Gegenden noch einen Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit findet.
So selbstverständlich ist das heute nicht mehr und mit dem Fahrrad fährt man abends nicht so schnell einfach mal 30, 40 km weiter, wenn sich nichts auftut.
 

                         Kloster Beuron

 

2. Tag: Nusplingen - Haigerloch - Rottenburg 63 km

Nach einem reichlichen und schmackhaften Frühstück mit gemütlichem Zeitungslesen (Ein Frühstück ohne Zeitung ist mög-lich, aber sinnlos!) schwang ich mich gegen 10 Uhr auf´s Rad. Die ersten Kilometer hing ich noch etwas Nebel im Tal, doch dann brach die Sonne durch. In Tieringen (802) ging es stramm den Berg hoch auf 893 hm. Danach gab es runter von der Albkante durch schönsten, herbstlichen Wald eine rasante Abfahrt ins Tal nach Laufen (630) an der Eyach.

In Balingen (517) machte ich einen kurzen Fotostop und konnte wieder in sommerliche Radlerkleidung wechseln.
Da ich meine Routenplanung möglichst dicht an den Fluss gelegt hatte, kam wieder mal, was kommen musste:
So ca. fünf Kilometer nach Balingen ging es rein in den Wald und dann kam ein Waldweg und dann kam wieder mal fast nix. Egal, ich habe halt dann ein kurzes Stück das Fahrrad geschoben. So wild war es nicht und dafür gab es viel Natur!

Weiter ging es bei schönstem Sonnenschein durch das Tal der Eyach nach Haigerloch (492). Der Fluss hat sich dort ein enges und tiefes Tal durch den Muschelkalk gegraben und das Örtchen besteht aus zwei, eigentlich sogar drei Teilen.
Der Unterstadt, dem darüber gelegenen Schloss und der Oberstadt. Dank "E" ging es locker hoch in die Oberstadt.
Nach einem ausgiebigem Blick auf Schloss und Unterstadt ging´s dann wieder runter zum Fuße des Schlossbergs.
                                                                                                                                                                                                                               Balingen Zollernschloss

Das eigentlich eingeplante Mittagessen fiel aus, denn ein dortiges Hotel hatte nur Café und Kuchen und zu den Lokalen                        
in die Oberstadt wollte ich nun nicht wieder raufradeln. Dafür gibt es
am und im Fuße des Schlossbergs noch ein historisch-touristisches Schmankerl, nämlich den Atomkeller. Im Zweiten Weltkrieg hatte man die Forschungen zum ersten deutschen Atomreaktor am Kaiser Willhem Institut vom bombengefährdeten Berlin 1944 kurzerhand in einen ehe-maligen Bierkeller im Fuße des Schlossbergs verlegt. Erste Reaktorver-suche wurden im Februar 1945 durchgeführt. Viel weiter kam man nicht, denn kurz darauf war der Krieg und damit
auch das Dritte Reich zu Ende. Die Franzosen, in deren Einmarsch- und Besatzungsgebiet Haigerloch fiel, hatten übrigens nichts mitbekommen. Die Amerikaner, die schon vor dem Einmarsch in Deutschland wissenschaftliche Such-teams für deutsche Technologie gebildet hatten, schon.

 

                  
                     Haigerloch mit Schloss
                                                                                                                                                                        Versuchsreaktor

Sie besetzen Haigerloch einen Tag nach Ankunft der Franzosen, fanden die Anlage und demontierten bzw. zerstörten sie. Im Keller ist die Reaktoranordnung nachgebaut und an vielen Schautafeln kann man sich informieren.  

Nach soviel Zeitgeschichte ging es weiter durch das Eyachtal auf der Suche nach einem Lokal für´s Mittagessen. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus und schließ-lich landete ich in Mühringen in der dortigen Festhalle bei einem Fest der Narrenzunft und aß deftige Hausmannskost, nämlich gebrühte Bratwurst mit Sauerkraut und Brot.


Danach ging es weiter bis zur Einmündung der Eyach in den Neckar bei Eyach (395).Nach dem Passieren von Schloss Weitenburg  war es nur noch ein kurzes Stück bis nach Rottenburg am Neckar (349). Von früheren Radtouren kannte ich ein ausgezeichnetes italienisches Eislokal am Marktplatz. Dort gab es noch einen großen Früchteeisbecher (man gönnt sich ja sonst nix!) und dann ging es zum Bahnhof und von dort über Tübingen und Plochingen nach Hause nach Göppingen.

So liebe Radlerfreunde, das war mein Bericht über meine kleine Herbstabschlusstour .


Wer mir etwas zu dieser Seite schreiben will, kann gerne eine Email senden.

Weitere Radtourenberichte auf: Meine Radtouren


                                                                                                                                                                                                                              Schloss Weitenburg